Wenn du die öffentliche Meinung in Sozialen Medien anderen überlässt

Eine wichtige Errungenschaft der Demokratie ist es, seine Meinung frei äußern zu dürfen. Das gilt sowohl im echten Leben als auch im Internet. Und wenn man sich die Kommentarspalten von Insta, TikTok und Co. anschaut, könnte man meinen: An Meinungen mangelt es dort nicht.

Doch wusstest du, dass es oft nur sehr wenige, besonders „laute“ Personen sind, die ihre Sichtweise in Sozialen Medien kundtun? Die Mehrheit der Nutzer*innen verhält sich eher passiv: Sie scrollen, schauen Videos oder lesen Kommentare – ohne selbst etwas beizutragen. Genau dieses Verhalten nennt man Lurking.

Warum ist Lurking problematisch?

Wenn nur wenige, besonders aktive Personen die Kommentarspalten füllen, entsteht schnell ein verzerrtes Bild. Wir könnten denken, dass „alle“ für oder gegen etwas sind – obwohl das gar nicht stimmt.

Gerade bei politischen oder stark polarisierenden Themen fallen oft Hasskommentare und Beleidigungen besonders auf. Das liegt nicht daran, dass die Mehrheit so denkt, sondern daran, dass diese wenigen Stimmen sehr laut sind.

Verstärkt wird das Ganze noch durch die Algorithmen von Social Media: Inhalte, die starke Reaktionen auslösen – sei es Zustimmung oder Empörung – werden öfter angezeigt. Dadurch rutschen extreme oder polarisierende Meinungen weiter nach oben, während viele stille Stimmen unsichtbar bleiben.

Warum schweigen so viele in den Sozialen Medien?

Es gibt verschiedene Gründe, warum viele Nutzer*innen lurken, statt selbst aktiv zu werden:

  • Kommentare schreiben kostet Zeit und Energie.
  • Manche äußern sich erst, wenn sie ein Thema wirklich durchdacht haben.
  • Viele wollen Social Media nur zur Unterhaltung nutzen und nicht diskutieren.
  • Hasserfüllte oder chaotische Kommentarspalten wirken abschreckend.

Was kannst du selbst gegen Lurking tun?

Du musst nicht gleich eine halbe Abhandlung posten, um etwas beizutragen. Schon kleine Kommentare können einen Unterschied machen:

  • Positiven Beiträgen zustimmen: „Sehe ich genauso.“
  • Komplimente machen: „Cooler Beitrag!“ oder „Danke, dass du das teilst.“
  • Gegenrede leisten, wenn unter einem Beitrag falsche oder fiese Kommentare: „Ich habe da eine andere Meinung, und zwar …“

So zeigst du: Es gibt mehr als nur die lauten Extremstimmen.

Achtung!

Auf fiese Beiträge an sich solltest du aber besser nicht durch Kommentare reagieren! Denn dadurch kann ein solcher Beitrag wiederum gepusht werden. Hier ist es besser, den Beitrag bei der Plattform zu melden!

Fazit

Lurking ist erstmal nichts Schlechtes – aber wenn sich fast alle zurückhalten, überlassen wir die öffentliche Meinung wenigen lauten Stimmen. Schon kleine Kommentare können helfen, die Online-Debatten vielfältiger und respektvoller zu machen.

Artikel vom 22.09.2025.