Gruseln mit Gänsehautgarantie – aber warum eigentlich?
Gruselvideos, Urban Legends auf TikTok, Horror-Games und „True Crime“-Podcasts: Im Netz wird Angst zur Freizeitbeschäftigung. Aber warum schauen wir uns freiwillig etwas an, das uns Angst macht? In diesem Artikel schauen wir hinter die Kulissen des Grusel-Phänomens – wie Angst in Medien funktioniert, was das mit uns macht und worauf du beim Konsum achten solltest.
Warum wir uns gerne gruseln
Auf den ersten Blick klingt es komisch: Wir suchen aktiv nach etwas, das uns Angst macht – und finden genau das spannend. Der Grund liegt in einem Phänomen, das Forschende „Recreational Fear“ nennen. Das bedeutet so viel wie „Freizeit-Angst“: Wir erleben Angst in einem sicheren Rahmen – also ohne, dass uns wirklich etwas passieren kann. So können wir den Adrenalin-Kick spüren, aber gleichzeitig entspannt bleiben, weil wir wissen: Das ist nur ein Video oder ein Spiel.
Angst löst in unserem Körper viele Reaktionen aus – Herzklopfen, Gänsehaut, gespannte Muskeln. Wenn wir merken, dass keine echte Gefahr besteht, schüttet der Körper Glückshormone aus. Genau dieser Wechsel von Angst zu Erleichterung fühlt sich aufregend an – fast wie Achterbahnfahren, nur auf dem Bildschirm.
Aber es gibt noch mehr Gründe, warum uns Grusel so reizt:
- Neugier: Wir wollen verstehen, was hinter dem Unheimlichen steckt.
- Tabubruch: Horror erlaubt uns, Dinge anzuschauen, die im Alltag sonst „verboten“ oder unangenehm sind – wie Tod, Dunkelheit oder das Böse.
- Sicherer Nervenkitzel: Wir können gefährliche Situationen miterleben, ohne selbst in Gefahr zu sein.
- Gemeinschaftsgefühl: Gemeinsam zu erschrecken oder sich nach einem Horrorvideo darüber auszutauschen, verbindet.
- Selbsttest: Manchmal wollen wir einfach wissen, wie viel Grusel wir aushalten – und ob wir mutiger sind, als wir dachten.
Kurz gesagt: Wir gruseln uns, um Spannung zu erleben, unsere Grenzen auszutesten und ein bisschen Nervenkitzel in den Alltag zu bringen – solange wir uns sicher fühlen.
 
        Online-Grusel – Warum Creepy Content so gut funktioniert
Im Internet ist Grusel noch mal ganz anders als im Kino oder bei einem Buch. Vor allem Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube Shorts leben davon, uns mit kurzen, intensiven Clips zu überraschen – perfekt für kleine Schreckmomente.
Viele solcher Videos sind so aufgebaut, dass sie dich erst in Sicherheit wiegen und dann plötzlich erschrecken: ein unerwartetes Geräusch, ein Jump-Scare oder eine gruselige Figur im Hintergrund. Das ist Absicht – solche Überraschungen lösen besonders starke Reaktionen aus. Dazu kommen düstere Filter, Soundeffekte und Kommentare wie „Das ist wirklich passiert!“, die das Ganze noch realistischer wirken lassen.
In Horror-Games oder VR-Erlebnissen wird das Gruselgefühl noch intensiver, weil du mittendrin bist. Wenn du dich bewegst, umdrehst oder Entscheidungen triffst, fühlt es sich schnell so an, als wärst du Teil der Geschichte. Diese Mischung aus Kontrolle und Kontrollverlust macht den Reiz von digitalem Horror aus – und kann schnell Gänsehaut verursachen.
Angst darf Spaß machen – aber sie kann auch schnell zu viel werden. Hier ein paar einfache Tipps, wie du dein Gruselerlebnis selbst steuern kannst:
- Hör auf dein Gefühl: Wenn du merkst, dass dich ein Video oder Spiel unruhig macht, mach Pause oder schau etwas Lustiges danach.
- Nicht vorm Schlafen: Wenn du abends Horrorclips schaust, kann dein Körper länger brauchen, um wieder runterzufahren.
- Schau gemeinsam: Zusammen mit Freund:innen erschrecken macht mehr Spaß – und du fühlst dich sicherer.
- Erkenne Tricks: Viele angeblich „echte“ Videos sind inszeniert oder geschnitten, um dich zu täuschen. Überlege: Wer hat das Video gemacht – und warum?
So kannst du Grusel-Content in Apps vermeiden
Wenn du keine Lust auf Jumpscares oder Horror-Videos hast, kannst du die Algorithmen bei TikTok, Instagram, Snapchat, YouTube Shorts und Co. ein bisschen austricksen:
· Inhalte ablehnen: Wenn dich etwas gruselt, halte das Video gedrückt oder tippe auf die drei Punkte. Hier findest du oft Menüpunkte wie „Kein Interesse“ oder „Nicht interessiert“
· Schnell weiterscrollen: Bleib nicht stehen. Wenn du dir für lange Zeit ein Video ansiehst oder es mehrfach wiederholst, sendest du der App das Signal „Ich mag das“ … und die App verstärkt solche Vorschläge.
· Verlauf bereinigen: In den App-Einstellungen kannst du deinen Wiedergabe- oder Suchverlauf löschen oder pausieren, damit der Algorithmus neu lernt.
· Empfohlene Inhalte anpassen: Viele Apps bieten die Möglichkeit, Themen oder Interessen gezielt auszuwählen oder auszuschließen.
· Filter oder eingeschränkten Modus aktivieren: Einige Apps haben so etwas wie einen „Eingeschränkten Modus“, in dem du weniger grusselige Inhalte siehst.
· Unangemessene Clips melden: Melde Videos, die wirklich richtig krass Angst, Gewalt oder Schockbilder verbreiten. Ob Gruselspaß hin oder her – manchmal überschreiten solche Videos auch klar eine Grenze!
· Positiven Feed aufbauen: Like und speichere lieber Inhalte, die dich fröhlich oder neugierig machen – so verdrängst du Creepy Content automatisch.
So bestimmst du selbst, was du siehst – und kannst entscheiden, ob du dich gruseln willst oder lieber nicht.
Artikel vom 31.10.2025.
 
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
             
                            
                            
                            
                        
                    
            