Wer schaut sich nicht gern Streams in der Freizeit an?
Viele kennen es: Nach der Schule seinem Lieblingsstreamer auf Twitch oder anderen Streamingplattformen beim Zocken zuschauen. Sei es Fortnite oder FC, die Auswahl auf den Seiten ist riesig. Andere Streamer*innen unterhalten sich unter der Kategorie „just chatting“ stundenlang mit ihren Fans und Follower*innen, dem sogenannten „Chat“. Obwohl es Streams gibt, in denen einfach nur jemand ein Spiel spielt und lustige Kommentare dazu abgibt, gab es eine lange Zeit auch auf Twitch Content, der darauf ausgelegt war, Zuschauer*innen zum Kaufen zu motivieren.
Streamer*innen machen Geld mit Werbung
Die meisten Streamer*innen machen ihr Geld nämlich mit Werbung. Wer sich mehrfach in der Woche vor den Rechner setzt und viele Leute motivieren kann dabei zuzuschauen, kann einen Werbedeal bekommen. Nur noch eine Werbung vorlesen oder einspielen und der Geldbeutel füllt sich langsam. Solange dein Lieblingsstreamer oder -streamerin Werbung für normale Sachen, wie Handys, macht, geht das ja voll klar. Schließlich findet man Werbung ja sonst auch überall, im Fernsehen, Magazinen oder einfach auf der Straße.

Versteckte Werbung
Doch dem einen oder anderen Streamer war das nicht genug: Also wurden plötzlich nicht mehr nur Computerspiele gespielt. Viele wechselten auf Glücksspiele. In sogenannten Online-Casinos setzten sie echtes Geld ein. Wer selbst sein Geld beim Online-Glücksspiel verzocken will, muss sich erst ausweisen und beweisen, dass er über 18 Jahre alt ist. Fürs Zuschauen reicht meist nur ein Klick. Oft kriegen die Streamer*innen sogar Guthaben von der Seite gestellt oder Werbecodes, mit denen sie neue Kund*innen anlocken sollen.
Online-Glücksspiele sehen auf den ersten Blick oft ganz nett aus: Viele bunte Farben, glückliche Musik und Emojis sollen eine harmlose Atmosphäre schaffen. Hinzu kommt, dass beim Glücksspiel das sogenannte Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird. Wenn man gewinnt, schüttet das Gehirn Dopamin aus – ein "Glückshormon". Das fühlt sich gut an. Und genau deshalb will man es immer wieder erleben. Selbst wenn man verliert, hofft man ständig: "Beim nächsten Mal gewinne ich!" So kann ein Suchtverhalten entstehen … und die Konsequenzen von Onlinespielsucht sind oft alles andere als harmlos. Denn die Spiele sind so konzipiert, dass man auf Dauer mehr verliert als gewinnt. Nach jedem Verlust hat man aber die Hoffnung: Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal! Vielleicht bekomme ich dann mein Geld zurück. Ein Teufelskreis! Schon häufig ist es passiert, dass Menschen dadurch sehr viel Geld verloren haben.
Twitch will keinen Casino-Content mehr
Deshalb war das den Verantwortlichen bei Twitch irgendwann zu viel: Wer auf der Plattform Content zu Online-Casinos streamte, wurde ab 2022 gebannt. Doch leider war zu dem Zeitpunkt schon zu viel Geld im Spiel. Als Antwort auf das Verbot von Glücksspiel auf Twitch gründete sich die Plattform kick. Viele bekannte Streamer*innen, denen die Moderation zu hart war, wanderten also ab. Zum Beispiel der Amerikaner Adin Ross oder der kanadische ehemalige E-Sportler xQc. Sie unterzeichneten oft sogar Exklusivverträge mit kick. Neben den Glücksspieler*innen waren auch manche Creator*innen dabei, die die Streamingwebsite als Werbemittel für ihren pornografischen Onlyfans-Account benutzt haben. Was Onlyfans ist, erfährst du in diesem Artikel von uns.
Die Webseite von kick erinnert erst einmal stark an Twitch oder andere Streaming-Seiten. Auf den ersten Blick sieht man seine üblichen Games - doch direkt daneben findet man den ersten Casino-Livestream. Wer das schauen will, muss nur mit einem Klick bestätigen, dass er schon achtzehn ist. Die beiden Gründer von kick bewerben ihre Plattform dadurch, dass die Menschen, die auf kick streamen, prozentual mehr Geld abbekommen. Die Sache hat nur einen großen Haken, den beiden Gründern gehört eines der größten Online-Casinos der Welt – so locken sie von ihrer einen Internetseite auf die nächste. Und dort sollt ihr natürlich so viel Geld wie möglich ausgeben.

Illegal oder legal?
In Deutschland gibt es natürlich Gesetze, die versuchen die Gefahr der Spielsucht so gut wie möglich einzudämmen. Dadurch, dass man mittlerweile von überall aus mit dem Handy sein Geld ausgeben kann, wurden extra Regeln für Online-Casinos und Werbung gemacht. So darf man eigentlich gar keine Werbung hierfür zwischen 6 und 21 Uhr zeigen - im Fernsehen hält man sich dran. Im Stream ist das oft komplizierter, oft befindet man sich in einer rechtlichen Grauzone und bestehende Gesetze finden nicht immer Anwendung. So muss Werbung für Onlineglücksspiel eigentlich gekennzeichnet sein, im Internet ist das aber oft nicht der Fall. Auch kann man im Monat nur 1000 Euro verspielen (ja das steht tatsächlich seit 2021 im sogenannten Glücksspielstaatsvertrag), doch in anderen Ländern gibt es so ein Limit nicht. Die Streams aus den Ländern kann man dann aber trotzdem schauen.
Wie schütze ich mich?
Im Vergleich zu Kick ist die Moderation bei Twitch konsequenter. Glücksspiel-Streamer*innen werden gebannt. Wir empfehlen euch daher, lieber Twitch zu nutzen. Generell ist es aber wichtig, sich immer über die Seiten zu informieren, die ihr gerne nutzen wollt. Macht euch außerdem Gedanken über die Motivation des Streamer*innen. Bekommen sie Geld oder andere Vorteile für das, was sie machen? Wie neutral sind Empfehlungen?
Hier noch ein paar Tipps für Twitch:
Artikel vom 07.08.2025.