Unrealistischer Vergleich

Sich mit anderen zu vergleichen ist eine typische, menschliche Eigenschaft. So ein Vergleich hilft uns nämlich dabei andere besser einschätzen zu können und uns so sicherer in unserem Alltag zu fühlen. Wenn wir wissen, welche Leistungen oder welche Ansichten andere haben, dann können wir das mit uns selbst vergleichen und besser einschätzen, ob wir uns „richtig“ verhalten oder wie unsere eigene Leistung zu bewerten ist.

Denke doch einmal an eine Situation in der Schule zurück, in der deine Klassen die Noten der letzten Arbeit zurückbekommen hat. Angenommen der Klassen-Durchschnitt lag bei einer 2,6. Wenn du eine 1 geschrieben hast, fühlst du dich wahrscheinlich sehr gut, denn du hast besser abgeschnitten als die meisten anderen. Hast du allerdings eine 4 kassiert, tut der Vergleich mit den Mitschüler*innen nur noch mehr weh. Haben dagegen die meisten anderen auch eine 4 bekommen, relativiert sich deine Leistung. Scheinbar hatten ja alle Probleme mit der Arbeit.

Leon Festingers Sozialer Vergleich

Dass wir uns mit anderen vergleichen, ist keine „Erfindung“ der Sozialen Medien – irgendwie machen wir das schon immer so. Daher hat schon 1954 der Sozialwissenschaftler Leon Festinger über das Thema gesprochen. Laut ihm gibt es zwei Arten des Vergleichs:

  • Die Assimilation: Hier vergleichen wir uns mit Personen, die einen ähnlichen gesellschaftlichen Stand haben wie wir … zum Beispiel mit unseren Klassenkamerad*innen
  • Der Kontrasteffekt: Hier vergleichen wir uns mit Personen, die sich stark von uns unterscheiden. Beispielsweise mit Profisportler*innen und Stars (Aufwärtsgerichteter Vergleich) oder … genau das Gegenteil … auch mit Leuten, denen es scheinbar deutlich schlechter geht als uns selbst (Abwärtsgerichteter Vergleich).

Wenn du noch mehr über Festingers Theorie wissen möchtest, dann schau mal im Artikel "Instagram schlägt auf deine Laune - Daran liegt's" vorbei.
 

Der Soziale Vergleich in den Sozialen Medien

Welche Art von Vergleich findet nun aber eigentlich in den Sozialen Medien statt? Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Zum einen sehen wir hier ja Bilder von Freund*innen oder Bekannten. Andererseits sind auch viele Influencer*innen zu finden, die oft auch bodenständig, authentisch und wie „das Mädchen oder der Junge von nebenan“ wirken können. Dabei haben diese Leute unglaublich viele Follower*innen und verdienen mit Social Media sogar ihren Lebensunterhalt. Abgesehen davon sind viele Inhalte stark bearbeitet oder in Szene gesetzt. Ganz so natürlich, wie vieles im ersten Moment scheint, ist es nicht. Wenn wir uns nun aber mit Leuten vergleichen, die immer einen super Body haben (danke Photoshop), scheinbar eine super glatte und makellose Haut haben (danke Beautyfilter) und irgendwie immer im Urlaub sind, ist das für unseren eigenen Selbstwert nicht so toll.

Jeder vierte Jugendliche denkt über Schönheitsoperationen nach

Die negativen Auswirkungen, die so ein sozialer Vergleich bei Insta, TikTok und Co. haben kann, bestätigt jetzt sogar eine Studie aus Österreich. Laut der Studie sagten 3 von 4 Jugendliche, dass sie sich mit anderen Leuten in den Sozialen Medien vergleichen. Und 27% der Befragten gaben sogar an, dass sie sich schlecht fühlen, wenn sie eine Weile durch ihren Feed gescrollt haben. Insbesondere Posts von Fitness- und Beauty-Influencer*innen können hier negative Auswirkungen haben.

Social Media kann aber nicht nur unser Selbstbild beeinflussen, sondern auch zu Handlungen führen. Jeder zweite hat auf Grund von Bildern in den Sozialen Medien schon einmal etwas am eigenen Aussehen verändert. Und jeder Vierte denkt über eine Schönheits-Operation nach! Schon irgendwie krass, oder?

Aber müssen uns Soziale Medien jetzt zwangsläufig depressiv und unzufrieden machen? Hier sind ein paar Tipps von uns:

  1. Überprüfe doch mal deinen Feed. Was genau siehst du dort und fühlst du dich damit wohl? Wenn nicht, dann suche doch mal gezielt nach Accounts, die für Selbstliebe und „echte“ Schönheit stehen.
  1. Führe einen „Realitycheck“ durch. Schau dir an, wie die Menschen in deiner „echten“ Umgebung aussehen. In der Schule, in der Straßenbahn, beim Spazieren gehen … sehen die Leute dort auch so aus wie auf Instagram?
  1. Überlege doch mal einen kleinen Smartphone Detox zu machen. Eine Studie der York-University aus Kanada hat nämlich kürzlich gezeigt, dass sich das Körperbild der Befragten stark verbessert hat, wenn sie eine Woche Social-Media Pause eingelegt haben. Wie so ein Digital Detox funktioniert, kannst du in diesem Artikel von uns nachlesen.
  1. Sprich mit deinen Freund*innen über das Thema. Vielleicht fühlen die sich auch manchmal durch Soziale Medien unter Druck gesetzt. Überlegt gemeinsam, wie ihr dagegen vorgehen könnt.

Artikel vom 22.07.2024.