Wir erklären, wie manche Themen in den Nachrichten landen und andere nicht.

Auf einem Planeten wie der Erde mit rund 7,8 Milliarden Menschen ist viel los. Sekündlich passieren spannende Dinge aller Art. Von Naturkatastrophen über neue Erfindungen, von Hochzeiten über Unfälle bis hin zu neuen Gesetzen oder  Wahlergebnissen. Nur ein Bruchteil der wichtigen Dinge, die tagtäglich auf der Welt passieren, kann überhaupt in den Nachrichten dargestellt werden. Doch wie wird entschieden, was auf den Titelseiten der Zeitungen erscheint, was zur vollen Stunde im Radio kommt oder uns als Push-Nachricht auf dem Smartphone-Display angezeigt wird? Das hat sich bereits der Forscher Walter Lippmann vor fast 100 Jahren gefragt. Er war der erste, der zum Thema Nachrichtenwert forschte. Auf seinen Ergebnissen bauen auch neuere Erkenntnisse auf.

Nachrichten

Der Nachrichtenwert

Den Nachrichtenwert kann man daran erkennen, ob und wo oder wie ein Ereignis in den Nachrichten dargestellt wird. Wird es zum Beispiel groß auf der Titelseite gezeigt, gibt es einen langen Video-Bericht darüber oder ist es eher nur eine kleine Rand-Info. Je präsenter und länger darüber berichtet wird, desto wichtiger ist das Ereignis vermutlich für das Publikum und desto höher ist der Nachrichtenwert. Doch welche Ereignisse haben einen besonders hohen Nachrichtenwert? Kann man da Gemeinsamkeiten feststellen?

Nachrichtenfaktoren

Schon im Jahr 1922 hat Walter Lippmann einige Faktoren feststellen können, die dafür sorgen, dass Ereignisse als besonders wichtig wahrgenommen und entsprechend groß und präsent in den Medien dargestellt werden. Diese Faktoren wurden von weiteren Forscherinnen und Forschern immer wieder überprüft, verfeinert und ergänzt. Alle Hintergründe dazu lernt man zum Beispiel, wenn man Kommunikationswissenschaften oder Journalistik studiert. Einen groben Überblick bietet zu Nachrichtenforschung solange dieser Text vom MDR.

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Welche Faktoren gibt es?

Das Feld der Nachrichtenfaktoren ist ziemlich kompliziert. Je nach Ansatz gibt es verschiedene Beschreibungen und Faktoren. Wir haben im Folgenden mal ein paar leicht verständliche zusammengefasst. Eine Übersicht über Nachrichtenfaktoren gibt es aber auch bei Wikipedia!

Ganz wichtig ist zum Beispiel die Nähe.
Passiert ein großer Auto-Unfall in Timbuktu, ist in Kanada der heißeste Tag des Jahres oder wird eine neue Zugverbindung in Australien eingeweiht – dann erfahren wir das in unseren Nachrichten eher nicht. Weil es nicht nah genug an uns dran ist. Passiert das gleiche in Deutschland ist es schon viel wahrscheinlicher, das wir davon hören. Gleiches gilt auch für Länder, denen wir uns „näher“ fühlen, zum Beispiel weil Sie und beeinflussen und wichtig für uns sind. So wurde 2020 ausführlich über die US-Wahl berichtet, von Wahlen in anderen Ländern hören wir nicht so viel.

Schlechte Nachrichten – leider ganz vorne!
Themen wie Konflikte, Kriminalität oder Schaden sind – leider – ebenfalls wichtige Nachrichtenfaktoren. So wird zum Beispiel in den Nachrichten eher über große Zugunglücke berichtet, als nur über kleine Verkehrsunfälle. Auch ein Flugzeugabsturz bringt oft großen Schaden mit sich ist daher häufig Thema in den Nachrichten. Ebenso wird regelmäßig über bewaffnete Konflikte, zum Beispiel den Krieg in Syrien, berichtet. Einerseits ist es natürlich sehr wichtig, gerade über diese Themen bescheid zu wissen und darüber aufgeklärt zu sein. Andererseits können Nachrichten so auch ein ganz schön negatives Bild von der Welt vermitteln. Immerhin gibt es den Nachrichtenfaktor Erfolg: Gewinnt die Fußballnationalmannschaft, wird ein Impfstoff gegen Corona entdeckt – das ist natürlich auch in den Nachrichten!

Promis und Drama
Heiratet deine Cousine wird das wohl kaum eine Nachricht wert sein. Außer natürlich, deine Cousine ist bekannte Musikerin, Schauspielerin oder eine echte Prinzessin. Denn das ist klar: Über Prominente wird eher berichtet. Gerne übrigens auch im Zusammenhang mit dramatischen oder großen Ereignissen, sowohl positiven (gewinnt einen Preis) als auch mit negativen (rastet nach Fußballspiel aus und benimmt sich daneben).

Gefühle
Ereignisse, die beim Publikum Gefühle auslösen, sind auch eher in den Nachrichten vertreten als solche, die uns eher kalt lassen. So lässt es sich beispielsweise erklären, dass wir manchmal über die Geburt exotischer Tierbabys in den Nachrichten erfahren. Das findet einfach jeder süß! Doch auch negative Gefühle stehen hoch im Kurs.
Gefühle spielen besonders bei Nachrichten auf Social Media eine Rolle – denn hier möchten viele Nachrichtenplattformen eine Reaktion auf ihre Postings erhalten und so ihre Reichweite vergrößern. Wenn man mit starken Emotionen auf das Posting reagiert – sich zum Beispiel darüber ärgert – kommentiert man dieses dann eher. Es lohnt sich, diesen Faktor beim Scrollen durch News-Plattformen auf Social-Media im Hinterkopf zu haben!

 

Video-Tipp:

Ziemlich gut erklärt wird das Thema auch bei So geht Medien. Da könnt ihr bei einem Besuch in einer Nachrichtenredaktion dabei sein und bekommt direkt einen Einblick, welche Rolle Nachrichtenfaktoren spielen. 

Artikel vom 01.02.2021.