Oft werden rechtsextreme Inhalte hinter Codes versteckt
Rechtsextreme tarnen ihre Posts in den sozialen Medien gerne als normalen Content: Wandern gehen und über die schöne Natur sprechen, ein Glas Milch trinken oder „Clean with me“-Videos. Erst bei genauerem Blick offenbart sich ihr echtes Gesicht. Wir zeigen euch, wie man rechtsradikalen und -extremen Content entlarven kann!
Rechter Content auf TikTok
Wer ab und zu auf TikTok unterwegs ist, kennt es vielleicht: Ein kurzes Video, auf dem ein Mädchen in einem weißen Kleid durch den Wald läuft oder mehrere Jungs zusammen einen Berg hoch wandern. Auf den ersten Blick sieht das nach eigentlich harmlosen Naturburschen und -mädels aus. Doch der Schein trügt: Rechtsradikale zeigen sich besonders auf TikTok gerne naturverbunden oder sport- und fitnessbegeistert.
Der Plan dahinter:
- Junge Leute mit coolen und unpolitischen Botschaften anlocken.
- Den Algorithmus beeinflussen und auf so viele „For You“ Seiten wie möglich kommen.
- Ihre menschenverachtenden und rechtsextremen Ansichten an so viele junge Menschen wie möglich herantragen.
So leicht wird man durch Social Media mit rechtsradikalen Inhalten konfrontiert
Früher, in einer Zeit vor sozialen Medien, musste man gezielt nach rechtsextremem Gedankengut suchen. Man musste Kontakte in die Szene haben, um zum Beispiel an Rechtsrock-CDs zu kommen. Das ist nicht mehr der Fall. Heute kann man zu jeder Zeit unfreiwillig und ohne danach zu suchen, damit konfrontiert werden. Immer wieder landen Posts von Rechtsextremen auf der „For You Page“ - vor allem von Jugendlichen. Um das zu schaffen, gehen sie oft mit beliebten Trends mit. Dazu gehören TikTok-Tänze, sich vor der Kamera zu schminken oder Technomusik. Wenn kein Techno läuft, dann meist Rechtsrock oder Rap von rechten Musiker*innen, die über Abschiebungen und Remigration rappen.
Wandern und Natur als Themen für Rechtsextreme?
Die Begeisterung für die Natur von Rechtsextremen kommt nicht von nirgendwo. Schon im dritten Reich haben die Nazis den „Deutschen Wald“ als Symbol für „deutsche Reinheit“ missbraucht. Ihre geistigen Nachfolger*innen machen es ihnen nach. Schade, wandern und die Natur genießen ist eigentlich etwas für alle, nicht nur weiße Deutsche! Und ganz wichtig: Nicht jede*r, der das macht und postet, hat schlechte Absichten. Auch Sport ist für alle da!
Lasst euch Aktivitäten, wie wandern, die Natur genießen und Sport treiben, nicht von Neonazis versauen! Seid aber vorsichtig, was ihr auf TikTok anschaut und liked!
Milch trinken auf TikTok? Das hat es damit auf sich!
Etwas Anderes das Rechtsextreme auf TikTok feiern, klingt vielleicht erstmal nach Quatsch: Sie trinken liebend gern Milch. Am besten Biomlich. In vielen Videos sieht man eine Gruppe junger Männer, die einen Berggipfel besteigen. Oben angekommen öffnen sie erst mal eine Milchflasche und nehmen ein paar große Schlucke. Milch schmeckt vielen Leuten, doch wer absurderweise auf TikTok mit Milchkonsum angibt, ist oft rassistisch motiviert.
Warum das ganze? Viele Menschen sind laktoseintolerant. Sie können Milchzucker im Körper nicht verarbeiten. Das führt in der Folge zu Bauchweh und Übelkeit. Im Durchschnitt vertragen Europäer*innen Milchprodukte besser als zum Beispiel Afrikaner*innen oder Asiat*innen. Das hat ganz einfach evolutionäre Gründe. Europäische Vorfahren waren - vereinfacht gesagt - mehr auf Kuhmilch angewiesen und passten sich an. Für die Rechtsradikalen macht sie das – und von solchen Gedankengängen wollen wir uns hier klar und deutlich distanzieren - zu angeblich besseren Menschen. (Und das obwohl in Deutschland auch etwa jede*r Fünfte auch laktoseintolerant ist.)

Harmloser Look – menschenverachtende Botschaft
Häufig benutzen rechtsextreme Accounts auch Hashtags wie #jugend oder #deutschland, um so Aufmerksamkeit zu erlangen. Auch stellen sie sich gerne als Friedensfreund*innen und Kriegsgegner*innen dar. Auch strikte und veraltete Genderrollen spielen hierbei eine große Rolle. Vor allem junge Frauen und Mädchen stellen sich gerne als „Tradwives“ oder „Stay At Home Girlfriends“ dar, also traditionelle Ehefrauen oder Freundinnen. Heißt: Keine Karriere, nur daheim sein, der Mann geht über alles und die Frau konzentriert sich auf das Kochen und den Haushalt.
Natürlich darf und sollte jede*r so leben, wie er oder sie will und wenn du Erfüllung in einem Leben als Hausfrau findest, ist das genauso in Ordnung, wie eine berufliche Karriere. Wichtig ist jedoch, dass diese Entscheidung wirklich aus deinem tiefsten Inneren kommt und nicht, weil du das Gefühl hast, dass die Gesellschaft das von dir erwartet. Auch die finanzielle Abhängigkeit, die dadurch zu dem Partner oder der Partnerin entsteht, sollte genau durchdacht werden!
Einmal in der Blase? Diese Stilmittel werden in Videos von rechten Influencern genutzt!
- Starke Emotionalisierung: Inhalte wollen gezielt wütend, ängstlich oder empört machen.
- Feindbilder: Schuld wird einer bestimmten Gruppe zugeschoben (z. B. Migrant*innen, LGBTQ+, „die Medien“).
- Einseitige Infos: Es werden nur Beweise gebracht, die die eigene Sicht stützen – Gegenteiliges wird verschwiegen.
- Memes & Humor: Witze oder ironische Clips, die menschenfeindliche Inhalte „harmlos“ wirken lassen.
- Pseudowissenschaft & Fake-Zahlen: Quellen wirken seriös, sind es aber nicht oder sind aus dem Kontext gerissen!
- Lieder und Symbole: Häufig werden in zunächst harmlos wirkenden Videos Lieder von verbotenen Bands gespielt oder versteckt verfassungsfeindliche Symbole integriert! Doch auch zunächst ganz „normale“ Emojis oder Zahlen enthalten geheime rechte Codes.
Hier siehst du ein paar Auflistungen von klicksafe aus dem Unterrichtsmodul „Rechts. Extrem. Online“ in Anlehnung an eine Zusammenstellung der Bildungsstätte Anne Frank:
Wie kann ich mich vor rechtsextremer Propaganda schützen?
- Erkenne, was Propaganda ist! Rechten Content zu erkennen, ist schon die halbe Miete! Halte Ausschau nach versteckten Codes und Zeichen.
- Rechte Accounts und Videos melden! Wenn du etwas Rechtsextremes auf TikTok siehst, scheue dich nicht, es zu melden!
- Trickse den Algorithmus aus! Wenn dir immer wieder rechstextreme Videos angezeigt werden, kannst du selber aktiv werden, um deine Startseite zu entnazifizieren. Klicke auf „Kein Interesse“, wische schnell weg und interagiere nicht mit den Inhalten, blockiere Accounts oder suche gezielt nach anderen Creator*innen. Vorschläge für richtig tolle TikTok-Kanäle findest du in unserer Kategorie „Influencer des Monats“.
- Checke Fakten! Du siehst ein Video, dass dich wütend oder sehr traurig macht. Hinterfrage es! Welche Quellen werden geliefert? Welche Stilmittel werden im Video genutzt? Berichten seriöse Quellen über den Vorfall?
- Lass dich nicht unterkriegen! Nur, weil einige rechte Influencer Sport machen oder wandern gehen für ihre Zwecke missbrauchen, heißt das nicht, dass das schlechte Hobbies sind oder du das nicht mehr machen sollst. Wenn du aber Influencern zu diesem Thema folgst, dann schau dir die Kanäle genau an.
Artikel vom 12.08.2025.