Fast alles lässt sich im Internet finden und beantworten – doch macht das auch beim Thema Sexualität Sinn?

Wie sollte das aussehen? Wie macht man das? Ist das normal? Geht es bei diesen Fragen ums Fingernägel schneiden, kann man das Thema easy mit den Eltern, Freunden oder auch Maniküre-Profis ansprechen. Doch sobald sich die Fragen um die eigene Sexualität drehen, wird einem das schnell unangenehm. Gut, dass es das Internet gibt. Hier kann man schließlich alle Fragen selbst recherchieren. Doch wo hilft einem das wirklich weiter und wo sorgt es eher für Stress? Wir checken hier mal verschiedene Fragenbereiche aus und zeigen dir, wo du gerne den Browser und wo lieber ein persönliches Gespräch nutzt.

Wie soll das aussehen?

Ob Penisgröße, Intimbehaarung oder Nippelfarbe – mit der Pubertät verändert sich der Körper und damit auch die Geschlechtsmerkmale. Plötzlich wächst da was, plötzlich verändert sich hier was. Klar, dass man sich dann fragt: Soll das so oder ist das komisch?
Deine Fragen kannst du so beantworten:

Online:

Don't:

Pornos gucken um herauszufinden, wie Körper und Geschlechtsteile aussehen sollten, ist keine gute Idee. Porno-Darsteller*innen entsprechen in der Regel einem für Pornos klassischem Schönheitsideal: Penisse und Brüste sind überdurchschnittlich groß und entsprechen nicht dem Durchschnitt der Gesellschaft. Was in Pornos zu sehen ist, bildet auch in Bezug auf Sexualpraktiken oder Stellungen nicht die Realität ab. Vieles ist hier stark überrepräsentiert, so zum Beispiel Sex mit mehreren Personen oder sog. Cumshots, bei denen der Samenerguss des Mannes im Gesicht oder auf den Brüsten der Frau verteilt wird. Sex sieht ohne Kamera bei den meisten Paaren tatsächlich ganz anders und viel "langweiliger" aus.

Do:

Penisse, Vulvas und Brüste von normalen jungen Leuten kannst du dir zum Beispiel auf der Webseite der Bravo anschauen. Kein Scherz: Hier gibt es eine Vulva-, Penis- und Brustgalerie.  Außerdem kannst du dich natürlich online prima über Verhütungsmethoden informieren. Hier kannst du dir verschiedene Optionen anschauen, Erfahrungsberichte und konkrete Anleitungen durchlesen.

Offline:

Don't:

Zeig mal deinen Penis her, ich will vergleichen! Jede*r geht mit dem eigenen Intimbereich anders um. Vielleicht bist du total offen und zeigst Brüste, Vulva oder Penis gerne deinen Freund*innen. Du solltest aber immer Respekt vor den Grenzen anderer haben und niemand durch direktes Auffordern oder plötzliches Blankziehen in eine unangenehme Situation bringen.

Do:

Ehrliches Gespräch! „Ich habe gerade echt keine Ahnung, ob ich meinen Intimbereich rasieren soll oder nicht. Wie macht ihr das denn?“ Mag oldschool klingen aber: Es gibt tatsächlich auch Bücher oder Broschüren rund um das Thema körperliche Entwicklung. Du kannst in deiner Schulbibliothek mal stöbern oder bei der Schulsozialarbeit nachfragen.

 

symbolbild penis

Wie soll sich das anfühlen?

Wie fühlt sich eigentlich ein Orgasmus an? Wie ein Zungenkuss? Und wie merke ich, ob ich jetzt mit jemandem schlafen möchte oder nicht? Was muss ich machen, damit mein*e Partner*in auch Spaß am Petting hat?
Das sind nur ein paar der Fragen, die man sich ganz selbstverständlich stellt, wenn man die eigene Sexualität entdeckt. Auch hier gibt’s wieder ein paar Do’s und Dont’s on- und offline.

Online

Don't:

In einem Forum nachlesen, was „Frauen oder Männern garantiert“ gefällt und dann erwarten, dass dein*e Partner*in das auch feiert. Auch uncool: Persönliche Infos, die z.B. deine*n Partner*in betreffen, online ausplaudern oder etwas für andere Personen nachfragen.

Do:

Wie sich etwas anfühlt, ist individuell. Online kannst du dir ganz viele verschiedene Erfahrungen und Einschätzungen durchlesen oder anhören. Du hast so viele Vergleichswerte und kannst dich vielleicht selbst auch irgendwo einordnen. Dazu solltest du aber auf vertrauenswürdige Quellen achten! Denk außerdem daran: Nur weil viele Menschen etwas auf eine bestimmte Art wahrnehmen, muss das für dich nicht gelten. Deswegen ist an dir nichts verkehrt!

Offline

Don't:

Personen, die gar nicht darüber reden möchten, mit sehr persönlichen Fragen bombardieren. Auch hier gilt wieder: Nimm Rücksicht auf die individuellen Grenzen anderer!
Geh außerdem nicht davon aus, dass etwas genau so ist, wie du es wahrnimmst! Ein Zungenkuss, der für dich der Wahnsinn war, kann für die andere Person vielleicht gar nicht mal so toll gewesen sein. 

Do:

Du willst wissen, was deinem Schatz so richtig gut gefällt? Das kann dir online niemand sagen. Finde stattdessen den richtigen Moment in einem persönlichen Gespräch. In einer ruhigen Minute kann man über fast alles sprechen. Dabei solltest du jedoch auch akzeptieren, wenn nicht alle Fragen beantwortet werden. Wenn du selbst offen und ehrlich bist, kannst du jedoch einige Türen öffnen.

symbolbild vulva

Was tun, wenn...?

Plötzlich brennt’s beim Pinkeln, die Vorhaut ziept oder die Menstruation ist so stark, dass die krassesten Tampons kaum eine Schulstunde halten? Da sind manche Fragen ganz schön dringend. Klar, dass man da schnell mal online recherchiert. Doch wann ist das wirklich eine gute Idee?

Online

Don't:

Das leichte Brennen beim Pinkeln oder die Menstruation, die eigentlich vor 2 Tagen schon hätte kommen sollen. Klar, dass du diese Symptome googeln kannst. Allerdings musst du dann damit rechnen, dass du auf mögliche (aber unwahrscheinliche!) Diagnosen stößt, die dir eher Angst machen. Wirklich helfen kann dir eine Dr. Google Recherche insbesondere bei Beschwerden sowieso nicht. Daher: Bei Schmerzen oder unangenehmem Gefühl: Besser unsere Do-Tipp googeln.

Do:

Bei Beschwerden statt den Symptomen lieber gleich eine*n passende*n Ärzt*in googeln. Ansonsten gibt es super Accounts, die immer wieder aufklärerisch über mögliche Beschwerden beim Sex oder mit Geschlechtsteilen aufklären. Vertrau lieber auf die Profis (wie zum Beispiel Dr. Sex) anstatt auf unbekannte Personen in Foren.

Offline

Don't:

Dich schämen über ein Thema zu sprechen. Wenn dir beim Sex etwas nicht gefällt oder dir sogar weh tut, dann will dein*e Partner*in das sicher wissen. Hier die Klappe zu halten, bringt also niemandem was. Hast du ansonsten Sorgen, Probleme oder Schmerzen hilft es auch nicht, wenn du dazu schweigst. 

Do:

Über dein Thema sprechen. Natürlich braucht es dazu die richtige Person und den richtigen Zeitpunkt. Fachkräfte sind aber genau dafür da. Vielleicht gibt es an deiner Schule eine Person aus der Schulsozialarbeit, der du dich anvertrauen kannst. Bei Schmerzen führt wahrscheinlich kein Weg an einem Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt vorbei. Doch keine Sorge: Du bist sicher nicht die erste Person, die mit diesem Thema ankommt. Lass dir helfen, damit es dir bald besser geht.

 

Artikel vom 07.07.2023.