Wozu Hass im Netz führen kann

Ende Oktober war die Nachricht überall zu lesen: Der YouTuber und Streamer Drachenlord wurde ohne Bewährung verurteilt. Wegen gefährlicher Körperverletzung und anderen Straftaten erhielt er das Urteil: 2 Jahre Haft ohne Bewährung. Klar, wer Straftaten begeht muss mit Konsequenzen rechnen. Trotzdem wird das Urteil gegen den Drachenlord Rainer Winkler heiß diskutiert. Wir finden: Zurecht!

Das ist seine Geschichte

Rainer ist seit 2011 auf YouTube aktiv und teilt hier als Drachenlord Videos, Vlogs und immer wieder Let’s Plays. Er streamt viel. Und irgendwann ist er irgendwie zum Opfer geworden. Zum Opfer krasser Hass-Attacken, Cybermobbing und Gewalttaten vor seinem Haus. Hunderte reisen extra in sein Dorf im Norden Bayerns, belagern sein Haus, werfen Scheiben ein, rufen nach ihm und provozieren ihn. Wer nicht anreist, belästigt den Streamer anders, so werden zum Beispiel immer wieder Waren oder Pizza auf seinen Namen bestellt. Die Rechnungen soll er dann bezahlen, oder sich um (teure) Rücksendungen kümmern. Rainer wurde sogar das erste Opfer sogenannten Swattings. Der Begriff stammt aus den USA, hier hat Swatting bereits Todesopfer gefordert. Eines Tages stürmte ein Sondereinsatzkommando der Polizei Rainers Haus und durchsuchte alles. Online-Hater haben der Polizei glaubhaft gemacht, solch ein Einsatz wäre nötig.

Die Liste der Attacken ist lang

Aufzuzählen, welche Provokationen der Drachenlord über Jahre aushalten musste dauert lange. In der bereits 2016 gedrehten Reportage vom Y-Kollektiv bekommt man aber einen guten Eindruck davon. Und Rainer hält es nicht immer still aus. Er reagiert auch irgendwann. Rastet aus, schreit, beledidigt die, die sein Haus belagern zurück. Irgendwann wird er auch handgreiflich. Doch das ist genau das, was die Hater wollen. Sie nehmen weite Strecken auf sich um vor Rainers Haus zu stehen. Überlegen sich in Foren genau, mit welchen Sprüchen sie ihn bis aufs Blut reizen könne, wie sie ihn zu diesen Taten anstacheln können.

Hass im Netz hat Konsequenzen

Auf Video kann man sehen, dass Rainer gegenüber den Hatern gewalttätig wurde. Dafür wurde er verurteilt. Körperliche oder verbale Gewalt ist nie in Ordnung – aber eben auch nicht, von Seiten der Hater. Zweifelsfrei hat Rainer Winkler auch Fehler gemacht, doch was ist mit all dem, das er aushalten musste? Der Fall Drachenlord zeigt, wohin Cybermobbing und Online-Hass führen kann. So traurig der Fall ist, so sehr sollte er uns allen zu denken geben.

Nicht jeder YouTuber, nicht jede Streamerin muss uns online gefallen. Doch statt diese Person online wie auch offline fertigzumachen, statt sich einer hassenden und hetzenden Meute anzuschließen, gibt es immer auch andere Lösungen.
 

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Artikel vom 03.11.2021.