Und was ist überhaupt Tam-Dance?

Ungewöhnliche Klänge, der Meme-Sound „Freddy, keine Show!“ oder Ausschnitte aus Livestreams mit einer Person im Turban gehen seit Wochen auf TikTok viral. Immer zentral dabei: König Thomas. Doch wer ist diese Person eigentlich, warum tanzen die Leute in seinen Streams oder begrüßen ihn mit „Herz 5“ und eure Majestät?

Das ist König Thomas

König Thomas, der sich auch als königliche Heiligkeit, seine Majestät oder seine königliche Hoheit ansprechen lässt, heißt eigentlich Thomas Gerhardt Hornauer. Er ist 1960 geboren und wie sein Akzent verrät ein echter Schwabe. Für die meisten dürfte Thomas Hornauer durch seine TikTok-Livestreams und daraus entstandenen Memes bekannt geworden sein. Doch schon vorher war er kein Unbekannter. Seinen ungewöhnlichen Lebenslauf kann man bei Wikipedia nachlesen, in Kurzfassung: Er betrieb mehrere Rundfunk- und Internet-TV-Kanäle und wurde vor allem durch Astrologie und Flirt-Hotlines reich. Auch mit Models und Pornofilmen soll er Geld gemacht haben. Ob er sich dabei immer an geltendes Recht gehalten hat ist fraglich. Denn mehrfach war er wegen Betrug angeklagt, verurteilt wurde er aber nicht. Seine so verdienten Millionen investierte Hornauer in Luxusgüter wie seine Villa, verschiedene teure Autos, ein Kristallmuseum in seiner schwäbischen Heimat und in den Aufbau eines Wallfahrtzentrums in Thailand. Denn: Eine eigene Religion hat er nebenbei auch noch gegründet, genauso wie sein eigenes Reich und seinen eigenen Tanz. Klar, dass da die eigene Begrüßungs- und Segnungsfloskel „Herz 5“ nicht fehlen darf.

König Thomas auf TikTok
Videos von Livestreams mit König Thomas haben auf TikTok mehrere Millionen. Aufrufe (Screenshot Tiktok Suche)

Tam Dance und "Freddy, keine Show!"

Durch seine Tam-Dance-Streams wurde König Thomas auf TikTok erst so richtig fame. In seinen Streams spielt er eine simple Melodie, fügt manchmal ein paar Keyboard-Klänge hinzu und singt einzelne Worte (z.B. „Kanal Telemedial“) in sein Mikro. Er erlaubt dann denjenigen Zutritt in den Stream, die ihm „irgendwie besonders auffallen“. Man merkt, Thomas Hornauer war und ist Geschäftsmann. Denn auffallen, das kann man in Streams besonders gut durch Geschenke. So regnet es unzählige TikTok-Geschenke, an denen Hornauer auch nochmal ganz gut verdient. Wer schließlich in seinen Stream darf (oft sind es mehrere Leute), tanzt zu seiner Musik. Beim Tam-Dance setzt man einen Fuß vor den anderen und verhält sich sonst relativ schlicht. TaM steht laut Hornauer für „Transentaler aktiv Meditations-Tanz“ und soll zu einem meditativen und befreiten Gemütszustand verhelfen. Bekannt wurde Hornauer zu großen Teilen auch durch seinen Ausruf „Freddy, keine Show!“. Damit wollte er einen anderen tanzenden TikToker einbremsen, der sich nicht auf die Schlichtheit des Tam-Dances konzentriert hat, sondern weitere Moves eingebaut hat.

Ist das alles ein seltsamer Scherz?

Das kommt wohl darauf an, wen man fragt. Thomas Hornauer scheint seit Jahren davon überzeugt, für Größeres auserkoren zu sein. Auch wenn es schwerfällt, diese ganzen Verrücktheiten zu glauben, scheint er sich selbst als Königliche Heiligkeit, Religionsgründer und Vereiniger eines Königreichs wahrzunehmen. Allen anderen Menschen ist hoffentlich klar, dass dies nur in Thomas Hornauers Fantasie funktioniert. Man kann es als lustige Beschäftigung sehen, sich die Clips mit König Thomas reinzuziehen oder Tam-Dance selbst mal auszuprobieren. Jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass Menschen wie Thomas Hornauer auch gefährlich werden können. Nämlich dann, wenn ihnen doch jemand glaubt und sie gegen bestimmte Gruppen hetzen oder Fake News verbreiten. Hornauer trat zum Beispiel auch auf Corona-Leugner-Demos auf und kandidierte mehrfach als Bürgermeister für verschiedene Kleinstädte in Baden-Württemberg, allerdings erfolglos. Was auf TikTok witzig wirkt, könnte im Offline-Leben also ziemlich ernst werden.

Unser Tipp:

Menschen mit komischen Ansichten gab und gibt es schon immer. Solange sie sich freundlich verhalten und man vielleicht sogar mit ihnen lachen kann, ist das kein Problem. Gefährlich werden kann es jedoch dann, wenn solche Menschen sich online an ein großes Publikum wenden und falsche Informationen, Hass oder Hetze verbreiten… oder eben andere Menschen betrügen und abzocken. Überleg dir also gut, ob du Personen mit so einer Vergangenheit und solchen Ansichten durch Likes, Views oder gar Geschenke unterstützen willst.

Artikel vom 01.04.2023.