Es sind die unglaublichsten Geschichten: Vom Abschreiben in der Klassenarbeit über verrückte Aktionen im Unterricht bis hin zu sexuellen Erfahrungen findet man auf sogenannten Beicht-Seiten im Internet nahezu alles. Kleine oder größere Sünden werden anonym mit einer großen Community geteilt. Einerseits kann das witzig und unterhaltsam sein, andererseits bergen solche Seiten auch ein hohes Risiko für Mobbing und Streit!

Ursprünglich geht es beim Beichten darum, einem Beichtvater – meistens dem Pfarrer – eine Schuld zu gestehen und um Vergebung zu bitten. Der Beichtende möchte dabei von seinen Sünden losgesprochen werden. Beicht-Seiten im Internet haben damit nur wenig zu tun. Dort veröffentlichen Nutzer anonym ihre Geheimnisse und teilen sie meistens in sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook mit einer großen Community. Die Instagram-Seite "deinbeichtstuhl" hat beispielsweise weitaus über eine Millionen Abonnenten. Manche Beichten sind dabei harmlos und witzig, andere wiederum sind sehr privat, beleidigend oder sogar gewaltverherrlichend.

Beichten aus der Schule?

Selbst einzelne Schulen haben auf Instagram mittlerweile eigene Beicht-Seiten, auf denen anonym Erlebnisse geteilt werden. Zu lesen ist dort, wer mal wieder die Schule geschwänzt hat, welche Klassenlehrerin total süß ist und welcher Lehrer einfach gar nicht geht. Doch auch Beichten über Drogen- und Alkoholkonsum oder sexuelle Erfahrungen sind keine Seltenheit. Problematisch wird es besonders dann, wenn Namen von Mitschülern oder Lehrern öffentlich gemacht werden oder falsche Behauptungen in den Umlauf geraten. Diese können andere zu Unrecht in Schwierigkeiten bringen und sind gleichzeitig Anlass für Streit und Mobbing.

Vorsicht Mobbingfalle!

Auch wenn die Einträge anonym sind, solltest du dir bewusst sein, dass du dem Administrator solcher Seiten viel Macht über dich gibst. Er ist meistens unbekannt, kennt aber die richtigen Namen aller, die eine "Beichte" eingesendet haben. Im schlimmsten Fall kann er Gerüchte verbreiten und sogar Mitschüler erpressen. Wenn du ein Geheimnis veröffentlichst, machst du dich angreifbar und läufst Gefahr, Opfer von (Cyber-) Mobbing zu werden. Doch auch als Administrator einer solchen Seite musst du einiges beachten: 

  • Als Administrator bist du verantwortlich für sämtliche Inhalte der Instagram-Seite – auch für Kommentare anderer. Beleidigungen, Verleumdung und üble Nachrede müssen gelöscht werden. Auch wenn du noch nicht strafmündig bist, kannst du auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld verklagt werden oder mit Ordnungsmaßnahmen der Schule, wie einem Schulverweis, bestraft werden.
  • Deine Beicht-Seite kann dem Ruf der Schule enorm schaden. Sie vermittelt ein ganz bestimmtes Bild der Schule und kann Schulleitung und Lehrer in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
  • Deine Beicht-Seite kann andere animieren, verrückte Aktionen nachzumachen. Es scheint auf einmal legitim zu sein, sich zu betrinken, zu klauen oder Drogen zu nehmen.

Gut überlegt!

Veröffentliche – egal ob als Administrator oder "Beichtender", nur Dinge, über die du selbst lachen kannst und die andere auch lustig finden. Achte darauf, dass du niemand anderen beleidigst, bloß stellst oder zu Unrecht in Schwierigkeiten bringst. Und sind wir doch mal ehrlich: Ein echtes Geheimnis ist doch nur bei der besten Freundin oder dem besten Freund wirklich gut aufgehoben. 

Artikel vom 10.04.2017.