Seit Juni 2018 ist Computerspielsucht offiziell als Krankheit anerkannt. Kann man sich jetzt krankschreiben lassen, wenn man statt Schule lieber zocken will?

Du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht: So einfach geht es nicht. Denn was da jetzt als Krankheit anerkannt wurde ist Computerspielsucht ( auf englisch: Gaming Disorder) – und das ist nochmal etwas ganz anderes, als einfach gerne möglichst lange zocken.

Schon gewusst?

Die meisten Computerspiele sind so gestaltet, dass man am liebsten gar nicht mehr mit dem Spielen aufhören will. Irgendwie auch logisch, denn wie spannend wäre denn ein Spiel, bei dem man sich nach einer halben Stunde denkt: „Okay, jetzt habe ich keine Lust mehr. Morgen dann wieder!“.

Wann ist man computerspielsüchtig?

Ein Spiel umgangssprachlich „zu suchten“ macht einen noch nicht zum Süchtigen. Bei wirklich Betroffen zeigen sich häufig solche Merkmale:

  • Sie vernachlässigen Freunde und Familie und sagen lieber alle Termine und Treffen ab, nur um Spielen zu können.
  • Sie vernachlässigen ihre Ernährung, Bewegung und den Schlaf.
  • Obwohl sie schon öfter Ärger wegen des Spielens hatten (z.B. mit Eltern oder Freunden) machen sie immer weiter.
  • Sie sagen oder versprechen, weniger zu Spielen oder ganz aufzuhören, schaffen es aber dann nicht.
  • Sie haben oft sogar selbst keinen Spaß mehr am Computerspielen, kommen aber einfach nicht davon los.
  • Sie stecken in einem Teufelskreis fest: Durch das viele Spielen haben sie ihre Freunde und soziale Kontakte verloren und wissen gar nichts mehr anderes mit sich anzufangen, als zu spielen.

Menschen die von Computerspielsucht betroffen sind haben also die Kontrolle über das Spielen verloren und leiden sehr unter den Folgen. Nur selten schaffen es Betroffene, sich alleine aus dem Teufelskreis der Sucht zu befreien. 

Junge spielt Computerspiel

Warum ist das jetzt eine offiziell anerkannte Krankheit?

Zuerst einmal vorneweg: Computerspielsüchtig konnte man auch schon vor Juni 2018 sein. In diesem Monat wurde das oben beschrieben Verhalten, also das Krankheitsbild von Computerspielsucht, aber von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheit anerkannt. Das kann Ärzten helfen, bei Betroffenen schneller eine Diagnose zu stellen und das Problem zu erkennen. Es kann auch dabei helfen, dass Krankenkassen Therapien für Betroffene bezahlen und dass weiter zum Thema Computerspielsucht geforscht wird.

Spielsucht am Computer

Wie viele Menschen sind computerspielsüchtig?

Das ist schwierig zu sagen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen 1% und 6% der Spieler sogenannte exzessive Spieler. Das heißt aber erstmal nur, dass sie sehr, sehr, sehr viel Spielen und möglicherweise einige der oben genannten Merkmale auf sie zutreffen. Ob das an Computerspielsucht liegt, kann man so einfach aber nicht sagen. Es gibt auch noch andere Gründe, exzessiv zu Spielen. Beispielsweise weil man von Despressionen geplagt ist und sich in die virtuelle Welt eines Games flüchten will. Deshalb ist es wichtig, sich im Einzelfall genau anzuschauen, warum ein Mensch so viel zockt. Nur dann kann man eine passende Therapie finden und wirklich helfen.

Du suchst weitere Infos?

Hier findest du verschiedene Anlaufstellen, bei denen du Hilfe oder weitere Infos zum Thema Computerspielsucht finden kannst.

Artikel vom 18.07.2018.