Aufgrund von Gewalt und Krieg in ihrem Heimatland flüchten Menschen in andere Länder. Häufig mit dabei: das Smartphone!

Wie in eurem Alltag spielen mobile Geräte auch im Alltag von Flüchtlingen eine wichtige Rolle – nicht nur auf der Flucht, sondern auch in der neuen, unbekannten Heimat. Wir haben für euch eine Flüchtlingshelferin aus Aichtal bei Stuttgart zum Thema Flüchtlinge und Handys interviewt.

Bianca Weber-Lewerenz ist für den Arbeitskreis Dolmetschen, Handy und Internet beim „Runden Tisch Flüchtlingsarbeit Aichtal“ zuständig. Der Runde Tisch ist eine Bürgerinitiative, die Flüchtlinge in ihrem Alltag begleitet und unterstützt.

Frau Weber-Lewerenz, wie genau unterstützen Sie die Flüchtlinge?

Wir dolmetschen für 300 Männer aus 21 Nationen, damit sie die Unterlagen von den Behörden lesen können, und helfen bei der Integration. Der Bereich Handy und Internet umfasst auch die Internetanbindung, also zum Beispiel über WLAN in der Halle. Dadurch können Handykosten gesenkt werden, damit die Flüchtlinge keine Schulden machen müssen – schließlich müssen sie die Kosten über das Taschengeld bezahlen. Wir unterstützen die Flüchtlinge bei der Auswahl der Anbieter für SIM-Karten. Die meisten haben eine SIM-Karte von einem Discounter geholt. Da kann man die Karte auch immer wieder aufladen.

Wozu nutzen sie das Handy hier in Deutschland?

Sie nutzen es zur Orientierung im Alltag, z. B. um Preise zu vergleichen oder nach Busverbindungen und Öffnungszeiten zu schauen und für die Absprache mit Behörden. Die Erreichbarkeit in der Halle ist das wichtigste, so lange sie noch keinen festen Wohnsitz haben. Mit dem Handy sind sie dank Übersetzungsfunktionen ein stückweit selbstständig. Die Flüchtlinge brauchen gute Handys, damit sie auch ihrem Deutschunterricht nachkommen können.

Hilfe mit Smartphone für FlüchtlingeViele Flüchtlinge haben sehr gute Smartphones. Woher haben sie die?

Die meisten bringen ihr Smartphone mit. Wenn jemand keins hat, machen wir Spendenaufrufe nach gebrauchten Handys. Viele Deutsche wundern sich, was für tolle Smartphones die Flüchtlinge haben, aber die kommen ja auch nicht aus irgendwelchen Ländern, wo man Smartphones nicht kennt. 

Wie kommt das Handy während der langen Reise zum Einsatz?

Das Handy ist das wichtigste Tool überhaupt. Erst einmal nutzen sie es zur Vorbereitung auf die Flucht. Sie checken zum Beispiel die Route oder haben Kontakt zu den Leuten, die ihnen auf der Flucht helfen. Auch untereinander halten sie die Verbindung über soziale Netzwerke wie Facebook und Skype, um ihre Familien und Freunde zu informieren. Auch Fotos sind sehr wichtig.

Kennen Sie auch Flüchtlinge, die die Ankommen-App* nutzen?

Ja, da finde ich vor allem die Verhaltensregeln für Deutschland sehr wichtig. Es ist wichtig, dass wir ein gutes Miteinander finden. Die App hilft auch auch bei Behördengängen und man kann damit etwas Deutsch lernen. Es ist schon gut, wenn man Guten Tag und Danke und generell ein paar Wörter auf Deutsch sagen kann.

Kann das Handy also auch beim Erlernen der deutschen Sprache helfen?

Ja, das Lernen steht häufig sogar an erster Stelle. Die Flüchtlinge haben ja nicht dauerhaft Deutschunterricht. Unsere Flüchtlinge haben aus dem Deutschunterricht Lernbücher mit CD, mit der sie Deutsch lernen können. Wir spielen die CD auf den Computer und übertragen sie auf ihre Smartphones, damit sie unabhängig in ihrem Wohnraum lernen können.

Zu diesem Thema hat heute+ auch einen Beitrag veröffentlicht, in dem ein junger Flüchtling von seiner Flucht mit dem Smartphone berichtet.

* Die kostenlose Ankommen-App wurde gemeinsam vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Bundesagentur für Arbeit und dem Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk entwickelt. Sie stellt den Flüchtlingen die wichtigsten Informationen über Asylverfahren, Arbeitserlaubnis, Verhaltensregeln und Rechte in fünf verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Zudem ist ein kostenloser Sprachkurs integriert.

Artikel vom 22.02.2016.