Streamingdienste: Wenn Auswahl zur Überforderung wird

Du willst dir einen gemütlichen Abend auf der Couch oder im Bett machen und dir dazu einen guten Film reinziehen. Nicht umsonst hast du ein Netflix-Abo. Doch statt von der riesigen Auswahl zu profitieren, stresst sie dich!

Du scrollst durch die Trailer, schaust dir einen nach dem anderen an. Der eine Film klingt ganz gut, ein anderer könnte auch cool sein. Dann rutschen wieder ein paar Trailer dazwischen, die spannend klingen, aber für Serien sind. Auf eine ganze neue Serie willst du dich eigentlich nicht einlassen. Also weiter suchen…  Doch nach dem 15. Trailer bist du richtig gestresst. Vieles klingt ganz gut, die Entscheidung fällt dir immer schwerer. Ein Blick auf die Uhr verrät: Du hast schon über eine halbe Stunde in die Recherche gesteckt. Nervig!

Erstmal klingt es großartig: Das Angebot an Filmen und Serien auf Streaming-Plattformen wächst seit Jahren immer weiter. Das heißt auch: Für den (fast) gleichen Preis, hat man noch mehr zu gucken. Allerdings kennen immer mehr Leute das Gefühl, dass diese Auswahl zum Stressfaktor wird. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen.

Je größer die Auswahl ist, desto schwieriger ist es, sich für eine Sache zu entscheiden. Das kennen wir auch aus anderen Situationen im Leben. Stell dir vor, du stehst vor einer Eisdiele mit 30 Sorten, von denen du 5 sehr lecker findest und 3 zumindest mal gerne probieren würdest. Die Auswahl einer Eissorte wird dir sehr wahrscheinlich schwerer fallen, als wenn nur 3 Sorten angeboten würden. Jetzt gibt es auf Netflix und Co. aber mehr als das Hundertfache an Filmen und Serien zu sehen… Logisch, dass das zu Kopfzerbrechen führen kann.

Ist die Auswahl groß, steigen häufig auch unsere Erwartungen. So macht man sich selbst Druck, unbedingt die richtige Entscheidung zu treffen. Auch das kennen wir aus anderen Situationen. Wie ärgerlich ist es nämlich, wenn man sich für eine Eissorte entschieden hat, dann die Wahl der Freundin probiert und sich denkt: "Hätte ich bloß auch diese Sorte genommen!".

Das stresst manchmal so sehr, dass man irgendwann einen der Filme auswählt, nur um nicht mehr nachdenken zu müssen. Man hat einfach keine Nerven mehr, um weiterzusuchen, ist aber mit der getroffenen Entscheidung auch nicht 100% zufrieden. Es kann sich das Gefühl einschleichen „Die ganze Suche hat sich gar nicht gelohnt.“ –  das ist ziemlich unbefriedigend. Wenn man während des Films dann noch ständig überlegt, ob man ihn eigentlich doch doof findet und lieber noch wechseln soll, ist der entspannte Filmabend genau das Gegenteil von dem, was man sich eigentlich gewünscht hat.

Überfordert ist man bei Streamingdiensten vor allem von der Auswahl. Da kommt einem lineares Fernsehen schon wie eine Erlösung vor. Man schaltet ein und darf das schauen, was gerade läuft. Bereits 2020 startete Netflix daher in einigen Ländern den Versuch eines linearen Senders, Netflix direct. Den ganzen Tag laufen dort Filme und Serien und man kann sich zuschalten, wie zu einem TV- Sender.

Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, die Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen. Die App Tinsel (für Android ) zum Beispiel, die auch als „Tinder für Filme“ bezeichnet wird. Hier swipest du dich durch ein paar Filme, durch die die App deinen Geschmack analysiert. Dann erhältst du zu dir passende Vorschläge inklusive Info dazu, wo du den Film sehen kannst.

Genau so funktioniert auch die Webseite pickamovieforme.com. Du beantwortest ein paar Fragen zu deinen Vorlieben (Genre, Alter des Films, Themen) und erhälst dann einen Tipp inklusive Streaming-Plattform und Trailer. Dann bleibt nur noch eins zu tun: Die Vorschläge akzeptieren und sich zurückzulehnen.