Die letzte Feier ging mal wieder etwas länger. Doch wie kommst du jetzt nach Hause? Ärgerlich: Der letzte Bus ist längst abgefahren, zum Heimlaufen ist es viel zu weit und deine Eltern schlafen schon. Kein Problem: In Zukunft können dich fahrerlose Autos direkt abholen und heimbringen – auch ohne Führerschein. Klingt ziemlich cool, aber auch ein bisschen gruselig!

In jedem Auto, das deine Eltern sich neu kaufen, steckt mehr Technik drin. Als du noch jünger warst hatten Autos vielleicht eine Klimaanlage und ein Autoradio mit CD-Spieler. Inzwischen gibt es Fahrassistenzsysteme zum Ein- und Ausparken, um die Fahrspur automatisch zu halten, um seinem Vordermann nicht zu dicht aufzufahren und natürlich ein Multimedia-Bordsystem mit integriertem Navi. Damit all das miteinander vernetzt ist, beträgt die Gesamtlänge der Kabel in einem Pkw inzwischen mehrere Kilometer!

Doch trotz Assistenzsystemen ist eines immer gleich geblieben: Am Steuer sitzt ein Mensch. Doch selbst das könnte sich in Zukunft ändern…

Wettrennen der Hersteller

Fast alle großen Auto-Hersteller, z. B. Mercedes, VW, Audi und Volvo, arbeiten an eigenen fahrerlosen Fahrzeugen. Diese Fahrzeuge sollen in der Lage sein, ganz ohne Zutun eines Fahrers von A nach B zu fahren, so dass in diesen Autos gar kein Lenkrad und keine Pedale mehr verbaut werden müssten.

Auch Google will sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen und möglichst schnell Robotertaxis auf die Straße schicken. Seit Mai 2014 fahren Prototypen des Google Driverless Cars in Kalifornien herum und das anscheinend ziemlich erfolgreich: Die Autos sind schon insgesamt mehr als 2,8 Millionen Kilometer gefahren und haben keinen einzigen Unfall verursacht.

Schwachpunkt Mensch

Trotzdem sind die Fahrzeuge in elf Unfälle verwickelt gewesen, bei denen andere Autos aufgefahren sind oder das Google-Auto gestreift haben. Denn während die Technik im fahrerlosen Auto bisher keine Fehler gemacht hat, sind Menschen weiterhin der größte Risikofaktor beim Autofahren.

Browserspiel error-prone

Das kannst du mit dem kleinen Browserspiel Error-Prone selbst ausprobieren und in einer Wagenkolonne von selbstfahrenden Fahrzeugen ein Fahrzeug selbst steuern. Die Fahrzeuge drehen munter ihre Kreise - ohne Stau und ohne Unfall. Doch nun kommst du zum Zug: Halte zum Beschleunigen einfach den Buchstaben gedrückt, der auf dem Dach des Fahrzeugs angezeigt wird. Wenn du Glück hast, gibt es nur Stau; wenn alles schief geht, wird der ein oder andere Auffahrunfall passieren.

Wichtigstes Ziel von selbstfahrenden Autos ist es deshalb, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Weniger Unfälle bedeuten nicht nur weniger Verletzte und Todesopfer, sondern auch weniger Staus – und davon haben wir schließlich alle etwas.

Schwachpunkt Technik

Trotzdem sind vielen die neuen fahrerlosen Autos nicht ganz geheuer. Denn in einem fahrerlosen Auto ist man der Technik vollständig ausgeliefert. Ohne Lenkrad und Pedale hat man kaum eine Möglichkeit einzugreifen. Und was wenn ein solches Fahrzeug von einem Cyberkriminellen gehackt wird und dann ferngesteuert werden kann? Das finden wir schon ziemlich gruselig aber auch nicht ganz unwahrscheinlich, denn bereits heute gibt es Fälle, bei denen Autos gehackt werden.

Bevor in Deutschland fahrerlose Fahrzeuge herumfahren muss erst einmal geklärt werden, wer im Falle eines Unfalls eigentlich schuld sein soll? Die Fahrgäste, die nicht eingreifen können? Der Konstrukteur des Fahrzeugs? Der Hersteller? Keine leichte Entscheidung.

Deine Führerscheinprüfung absagen?

Das in naher Zukunft ein Großteil der Fahrzeuge auf unseren Straßen fahrerlos unterwegs sind, ist wohl eher unwahrscheinlich. Um die Führerscheinprüfung wirst du also wohl erst einmal nicht herumkommen. Und Auto fahren ist ja nicht nur eine lästige Pflicht, um irgendwo hinzukommen, sondern macht auch ein kleines bisschen Spaß, wenn man nicht gerade im Stau steht.

Trotzdem können fahrerlose Autos ein Schritt hin zu mehr Sicherheit sein. Und warum nicht das Beste aus beiden Welten verbinden? Autos, die autonom fahren können, wenn der Fahrer z. B. müde ist, Alkohol getrunken hat (Don’t Drink and Drive) oder noch etwas nebenher erledigen muss, und trotzdem kann man als Fahrer jederzeit die Kontrolle übernehmen und wieder selbst fahren! Vielleicht kann der digitale Fahrer dann ja trotzdem aufpassen, ob wir unsere Spur halten, zu dicht auffahren oder eine Gefahr übersehen und den Fahrer warnen.

Artikel vom 12.08.2015.