Diesen Monat machen wir den großen Markencheck. Doch macht es überhaupt noch einen Unterschied, welche Marke man kauft? Denn was nur wenige wissen: Die großen Marken lassen ihre Produkte außer Haus produzieren und zwar häufig von den gleichen Zulieferern. Original Design Manufacturer nennen sich diese Firmen, die Auftragsfertigung in großem Maß übernehmen. Wo kommt also unsere Hardware her?

36 Handys pro Sekunde

Das Besondere an den Original Design Manufacturern (kurz ODM) ist, dass sie teilweise auch die Planung und Konstruktion des Produkts übernehmen. Das Konzept wird vom Auftraggeber vorgegeben – die Umsetzung liegt dann in der Hand des ODMs. Letztendlich werden die fertigen Produkte aber unter dem Markennamen des Auftraggebers verkauft.

So entsteht ein Markenprodukt, ohne dass das Unternehmen eine eigene Fabrik betreiben muss. Stattdessen kann es die günstigeren Herstellungskosten im Ausland nutzen. Für Apple wäre es beispielsweise viel teurer in Amerika zu produzieren als in China, wo der durchschnittliche Lohn viel niedriger liegt.

Was sagt der Markenname noch aus?

Hinter einem Markennamen steht also nichts Handfestes, er bietet weder Garantie für die Herstellung noch für die Qualität. Denn dahinter stehen oft ganz andere Firmen: So werden beispielsweise 75% der unter dem Namen Intel verkauften Mainboards von Foxconn gefertigt.

Auch Foxconn ist ein Original Design Manufacturer, der neben Intel auch Acer, Apple, Dell, HP, Nintendo, Microsoft, Sony, Nokia und Toshiba beliefert. Sie beziehen also Teile ihrer Produkte von ein und derselben Firma.

Da stellt sich die Frage, ob es gerechtfertigt ist, dass die eine Marke teuer ist als die andere. Kann eine Marke mehr Qualität als die andere bieten, wenn sie doch von der gleichen Firma ihre Produktteile beziehen?

Jein! In jedem Fall haben die Auftraggeber natürlich einen Blick auf die Produkte, die letztendlich unter ihrem Namen verkauft werden. Ein ODM hat also auch nur einen gewissen Spielraum in der Gestaltung der Produkte.

Ein anderes Beispiel für ein Original Design Manufacturer ist Quanta Computer aus Taiwan. Der Konzern produziert ca. 31 Prozent aller Notebooks weltweit – allerdings die Notebooks unterschiedlicher Marken. Außerdem stellt das Unternehmen andere elektronische Teile her und beliefert die großen Elektronik-Firmen, darunter Acer, Apple, Dell, HP, Lenovo, BlackBerry, Fujitsu-Siemens und Sony.

Unterschiedliche Produkte aus der selben Fabrik?

Die Großkunden der ODMs verkaufen also ihre Produkte unter dem eigenen Markennamen – produzieren jedoch häufig an denselben Standorten und lassen ihre Konzepte von ein und derselben Firma erstellen und umsetzen. Was rechtfertigt dann,  dass z. B. Apple teurer ist als Nokia? Die Antwort ist einfach: an den Produktionskosten direkt nichts. Allerdings ist es möglich, dass sich die Materialkosten oder die benötigte Arbeitszeit zur Herstellung eines Produkts unterscheidet.

Ansonsten muss man den Kostenunterschied bei der Marke selbst suchen: Wie hoch ist der technische Standard und Fortschritt? Wie viel Geld wurde investiert, um innovative Technologien zu entwickeln oder die neuesten Möglichkeiten umzusetzen? 

Und natürlich zahlen wir auch einige Euro pro Gerät für die Marke selbst: Wer ein hippes iPhone oder Samsung-Smartphone besitzen möchte muss einfach mehr bezahlen als für ein No-Name-Produkt.

Artikel vom 15.04.2014.